Wieder einmal wollten wir "es wissen": mit unserem E-Auto (das bekanntermaßen etliche Software Probleme hat und dessen Produktion eingestellt wurde) quer durch Europa an die dänische Nordküste und von dort auf die Färöer, 18 Inseln vulkanischen Ursprungs, auf denen in freier Natur keine Bäume wachsen und die mitten im Nordatlantik liegen. Man nennt die Färöer auch "The Land of Maybe", weil eine einigermaßen verlässliche Wettervorhersage dort so gut wie unmöglich ist. Im Zweifelsfall würden wir nun, nach unserer Rückkehr, jedenfalls starken Wind prophezeien, damit liegt man eigentlich nie falsch ;-).
Über einen Zwischenstopp mitsamt Übernachtung in Hamburg (absolute Empfehlung: die "Superbude" Altona!) ging es zur ersten Station nach Kopenhagen, das uns an drei Tagen mit seinem speziellen Flair aus skandinavischem Design, gepaart mit allseits entspannten Bewohner:innen und der einzigartigen Infrastruktur für Fahrräder, begeisterte (ok, Amsterdam ist ziemlich nah dran).
Nach einer weiteren Übernachtung an der dänischen Westküste mit ihren traumhaften Dünen ging es schließlich in Hirtshals auf die MS Norröna, einer Mischung aus Fähre und Kreuzfahrtschiff, das als einziges Linien-Passagierschiff die Route hinauf in den Nordatlantik bis nach Island fährt.
Was uns dort, auf den Färöer, dann nach 36 Stunden Schifffahrt (in einer Kabine, die an ein schönes Hotelzimmer erinnerte) erwartete, waren spektakuläre Landschaften, unzählige Fjorde, die zauberhafte Hauptstadt Tórshavn und Menschen, die genauso sagenhaft entschleunigt wie zuvorkommend sind und für die es normale Realität ist, dass es in ihrem Land mehr Schafe (rd 80.000) als Mitbewohner:innen (54.000) gibt.
Die unzähligen Hügel bzw. Berge mit den teils mehrere Hundert Meter hohen Klippen gepaart mit den unzähligen Grün-Schattierungen von Gras und Moos haben uns sowohl an die Highlands als auch an Norwegen erinnert. Wirklich grandios und in Bildern schwer einzufangen. Ganz besonders sind die vielen, oft einsamen Felsformationen, die vor den Kliffs aus dem Meer ragen und meist Hauptrolle in einer der gern erzählten Sagen spielen.
Die Hauptstadt Tórshavn ist mit 14.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt auf der Insel und wurde wie fast alle existierenden Siedlungen einst von norwegischen Wikingern gegründet. Neben weiteren drei Orten mit mehr als 2.000 Einwohnern gibt es unzählige kleine Dörfer und Siedlungen mit teilweise weniger als 10 Personen, eine Insel ist gänzlich unbewohnt. Der öffentliche Verkehr besteht (neben Bussen in der Hauptstadt) aus Fähren und Helikoptern, viele der Inseln sind aber durch Tunneln erreichbar. Der berühmteste ist der mehr als 10 Kilometer lange Eysturoyartunnilin, der einzige Europas, der einen unterirdischen Kreisverkehr beinhaltet.
Es klingt zwar nicht so, aber man kann auf den Färöer-Inseln, neben dem allseits beliebten Wandern, sehr viel unternehmen! Sehr geholfen hat uns hier bei der Planung die Buchungs-Seite des färöischen Tourismusbüros "Guide to Faroe Islands", über die wir im Vorfeld alle unsere Aktivitäten buchten. Dabei waren: ein aufregender Trip im Schnellboot zur berühmten Felsformation Drangarnir, eine geführte Reittour (für uns als komplette "Newbies" besonders spannend!) durch das Hinterland von Tórshavn, ein Heimablídni (Abendessen bei Einheimischen – gemeinsam mit drei Pärchen aus den USA und zufälligerweise einem aus Österreich) bei Anna and Óli und ein Strickkurs bei der zauberhaften Susanna Holm, die uns den britischen Strick-Stil beibrachte.
Ein Abenteuer, das wir so nicht gebucht hatten, war ein geplatzter Reifen auf der Heimfahrt vom Essen bei Anna und Óli, spät am Abend bei strömendem Regen und auf einer Landstraße mitten im "Nirgendwo" auf der Insel Streymoy. Auch hier machte sich die Hilfsbereitschaft der Färöer mehr als bezahlt, so gut wie jedes vorbeikommende Auto blieb stehen, um uns zu helfen. Sehr schnell wussten wir, was zu tun war: die Feuerwehr rufen (so etwas wie ÖAMTC gibts auf den Färöer nicht) und auf deren Abschleppwagen warten, der tatsächlich nach 30 Min. da war und unser Auto in die Werkstatt und uns ins Hotel brachte. Und besagte Werkstatt rettete uns dann quasi den Urlaub! Die Lieferung unseres Reifens hätte zwei Wochen benötigt, weswegen unser Reifen notdürftig (und auf offensichtlich nicht ganz legale Art und Weise) zusammengeklebt wurde, sodass wir den Wagen zumindest am Hafen abstellen konnten, um für unsere Heimreise irgendwie auf die Fähre zu kommen. Gleichzeitig organisierte man uns eine Werkstatt in Dänemark, unweit des dortigen Hafens, die unseren Reifen rasch besorgen konnten und trieb einen Leihwagen auf, der zwar einen Blechschade hatte aber für uns grade gut genug war, um die restlichen vier Tage mobil zu bleiben. Dekk, so hieß die Werksatt, ist für uns seitdem die neue Benchmark in Sachen Kundenservice und wir sind den dortigen Mitarbeitern (genauso wie der Feuerwehr) unendlich dankbar!
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